Plastik – Verhängnisvoll und zwar nicht nur für die Ozeane
Plastik ist aus unserer Zeit nur noch schwer wegzudenken. Selbst wenn man versucht es zu vermeiden, kommt man nicht immer drum herum. Bereits beim Einpacken von Gemüse im Einkaufsladen wird einem die Plastiktüte nahezu aufgezwungen.
Die Vorteile vom Plastik im Vergleich zu alternativen und natürlichen Materialien liegen auf der Hand. Es ist leichter, stabiler, langlebiger und vor allem wesentlich günstiger in der Produktion. Doch die Nachteile sind ebenso offenkundig wie vielfältig. Denn Plastik macht nicht nur 70 % der marinen Abfälle aus, sondern braucht obendrein bis zu 600 Jahre ehe es abgebaut ist. Auf dem Weg dahin wird es immer kleiner und macht uns als Mikroplastik (< 5 mm) weiter zu schaffen. Hinzu kommt, dass seine künstliche Zusätze hochgiftig sind und die Wechselwirkungen auf den menschlichen Organismus im besten Fall unklar und im schlimmsten Fall sogar schädlich sind. Ein solcher Zusatzstoff ist Bisphenol A, ein Weichmacher, der dafür sorgt, dass Plastik biegsamer ist. Problematisch ist seine hohe Ähnlichkeit zum weiblichen Hormon Östrogen. Verschiedene Studien deuten auf eine geringere Samenproduktion bei Männern mit erhöhten Bisphenol A-Werten hin. Auch ein Zusammenhang zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Problemen, fehlender Libido und Fettleibigkeit konnte hergestellt werden.
Plastikmüll als solcher stellt ein großes Problem für die maritime Tierwelt dar. Zahllose Arten, wie beispielsweise der Eissturmvogel, verwechseln an der Oberfläche schwimmendes Plastik mit Nahrung. Die Tiere können sich direkt im Plastik verfangen und verenden (beispielsweise durch ertrinken) oder durch die Aufnahme von Plastik sterben. Ist ihr Magen einmal mit unverdaulichem Plastikmüll gefüllt, der für sie keinen Nährwert hat, bleibt ihr Hungergefühl aus. Der Vogel kann sich dem Müll nicht mehr entledigen, somit verhungert er mit vollem Magen. Mittlerweile werden Eissturmvögel sogar als Anhaltspunkt für die Verschmutzung der Meere benutzt. Hierbei gilt die Menge des Plastikmülls im Magen des Eissturmvogels als Indikator für den Verschmutzungsgrad.
Plastikmüll lagert besonders in Form von Mikroplastik, aufgrund seiner vergrößerten Oberfläche, andere umweltschädliche Chemikalien (z.B. DDT, PCB) ein. Diese Chemikalien (POP’s -> persistant organic pollutants) umfassen krebserregende, nerven- sowie hormonschädigende Gifte und gelangen mit dem Mikroplastik in die Nahrungskette. Durch den Konsum von Fisch, Krebstieren, Muscheln, Algen und anderen Meeresbewohnern erreichen sie sogar den Menschen. Aufgrund ihrer Fettlöslichkeit reichern sie sich besonders in der Fettschicht des jeweiligen Organismus an. Das Problem ist mittlerweile so groß geworden, dass es selbst vom Weltall aus sichtbar ist. Der sogenannte „Great Pacific Garbage Patch“ wird auch als siebter Kontinent bezeichnet. Es handelt sich hierbei um einen Müllstrudel, der die Größe Mitteleuropas und eine Dicke von bis zu 10 m umfasst. Durch die Meeresströmungen konzentriert sich Plastik einer gewissen Größe unter anderem zwischen Hawaii und Japan. Aufgeteilt wird der Müllstrudel in einen östlichen und einen westlichen Teil. Hauptfunde sind Zigarettenfilter und Plastiktüten.
André Querbach
Den ersten Teil der Meeresmüllserie findest du hier. Dort geht es darum, wie der Müll überhaupt seinen Weg in das Meer findet.
Über Meeresmüll bin ich jetzt bestens informiert. Aber was kann ich dagegen machen? Im dritten Teil geht es um Gegenmaßnahmen auf politischer und privater Ebene.