Fortsetzung der Heidepflegemaßnahmen auf der Sylter Geest
Die Insel Sylt weist mit fast mehr als 50% die meisten Heideflächen Schleswig-Holsteins vor. Insgesamt bedecken sie nur noch 0,5% der Landesfläche. Damit sind die Geestheiden ein sehr selten gewordener Lebensraum für eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Noch vor rund 160 Jahren bestanden 17 % der Fläche Schleswig-Holsteins aus dieser gern genutzten Kulturlandschaft.
Etwa 2.500 Tier- und 150 Pflanzenarten, wobei letztere zu 45% auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, sind auf die Heide angewiesen. Damit diese nicht veraltet und verholzt, muss sie regelmäßig gepflegt werden.
Auf den Sylter Geestheiden geschah dies seit der Bronzezeit durch die Menschen, die diese Kulturlandschaft maßgeblich prägten. Sie ließen ihr Vieh in den Wäldern äsen, rodeten die ursprüngliche Vegetation des Waldes und hinterließen nährstoffarmen, sandigen Boden, auf dem sich die Heide halten konnte. Durch ihre Nutzung als Brennmaterial, Streu für die Ställe und damit Dung für die Felder wurde sie stets jung gehalten.
Seit 1924 steht das Morsum Kliff und die dazu gehörenden Heideflächen unter Naturschutz, seit 1977 ist die Naturschutzgemeinschaft Sylt betreuender Verein im Auftrag des Umweltministeriums S.H., ebenso seit 1979 für das 137 ha große „Naturschutzgebiet Braderuper Heide“.
Nach dem umstrittenen, aber letztendlich erfolgreichen Kontrollierten Brennen einer knapp 2 ha großen Heidefläche im Naturschutzgebiet Morsum Kliff Mitte Juli werden zum Ende der Woche die Maschinen für die geplanten Plaggmaßnahmen in den von der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. und der Söl’ring Foriining betreuten Flächen erwartet. Die ausführende Firma wird ihre Arbeit in der Morsumer Heide aufnehmen und dort einen ca 1 ha langen Streifen im Schutzgebiet mähen und plaggen. Zwei weitere Flächen von je 0,5 ha befinden sich im NSG Braderuper Heide, eine Fläche liegt südlich von Kampen. Insgesamt werden bis Ende September 2,5 ha geplaggt werden.
Diese Maßnahmen dienen dem Schutz und der Entwicklung der Geestheiden und werden unter Federführung von Kreis (Untere Naturschutzbehörde, UNB) und Land (Landesamt für Naturschutz, LLUR) umgesetzt.
Während die Menschen über Jahrhunderte hinweg mühselig mit einer Hacke von Hand die oberste Humusschicht mitsamt Heidepflanzen abtrugen, wird diese Maßnahme jetzt maschinell durchgeführt. Mit einer speziell konstruierten Heideplaggmaschine werden seit 1986 Heideflächen effektiv bearbeitet. Gut ein Jahr liegen die letzten Plaggmaßnahmen zurück, die sowohl im der Braderuper Heide und südlich der Kupferkanne sehr erfolgreich durchgeführt wurden. In beiden Fällen, beim Plaggen von Hand oder mit der Maschine, bleibt die Heidelandschaft erhalten, weil dem Boden in regelmäßigen Abständen die Nährstoffe, vor allem Stickstoff, entrissen werden. Eine Vergrasung und Verbuschung, was Heidelandschaften schwächt, wird damit vermieden. Zurück bleibt eine offene, vegetationsfreie Fläche, in der ruhende, keimfähige Heidesaat durch Licht und Feuchtigkeit wieder wachsen kann. Bis ein flächendeckender Heideteppich im Spätsommer violett erblüht, können gut 10 Jahre vergehen. Während die Entwicklung einer artenreichen Lebensgemeinschaft vieler Tier- und Pflanzenarten, die ausschließlich nur in Heidelandschaften vorkommen, nur ein Nebeneffekt war, ist sie heute gewünscht und geschützt. Die Artenvielfalt nimmt mit der Vielfalt an Altersstadien einer Heidefläche zu.
Der durch Plaggen anfallende Abraum, das Heidekraut und der Boden sollen möglichst auf der Insel verbleiben und sinnvoll verwendet werden. So können die hohen Kosten für den Abtransport des Bodens von der Insel vermieden werden.
Ein weiteres wichtiges Standbein der Heidepflege ist die vom Land und den Sylter Gemeinden finanzierte Wanderschafherde aus über 520 Tieren der norwegischen Rasse Spälsau. Von Anfang April bis Ende Oktober kann sie in den Geestheideflächen bewundert werden. Der vierbeinige Pflegetrupp unterstützt die maschinell durchgeführten Maßnahmen und ist für den Erhalt der offenen Heidelandschaft unentbehrlich.
Außerdem lädt die Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. Ende September zu einer Pflegemaßnahme im Naturschutzgebiet Morsum Kliff an. Unter dem Titel „Kopf – Muskel – Bauch“ startet der vierte Heidetriathlon, wobei Büsche und kleine Bäume entfernt werden, damit die Flächen offenbleiben.